Entstehungszeit: Arnstadt
Anfang und formbildender Hauptgedanke (Motivkette):
1a) zweimal, jeweils eine Oktave tiefer wiederholt,
1b) dann im Pedal:
1c) Es folgt in variierenden Versionen
2) Weitere, durch wiederholte Verwendung formbildende Motive:
3) Viertel-Akkordfolgen in den Takten 26, 32, 25 und 56.
Das 57 Takte lange, in manchem an Böhms Manier orientierte Stück gehört dank seiner musikalisch und formal schon recht “erfahrenen” Disposition zu den überzeugendsten Orgelwerken des noch ganz jungen Bach. Innerhalb dieser Werkgruppe muß es deshalb zu den weniger frühen Arbeiten gerechnet werden. Musikalisch besticht es durch fließenden Schwung und lebensfrohe Laune. Auch wenn es beim ersten Hören wie eine ganz ungezwungene Improvisation wirken mag, sind doch Diktion und Form klar geordnet. Der Anfangsgedanke (Motive 1 a+a+a+b+c, s.o.) kehrt ab Takt 44 – durch Nebenstimmen bereichert und verschleiert – zum Schluß des Stückes reprisenartig wieder und schafft dadurch eine gewisse Dreiteiligkeit der Form. Doch bildet diese Motivkette, mehr oder weniger vollständig zitiert, auch im übrigen Verlauf des Stückes Angelpunkte: so gleich Takt 8ff. als wörtliche Wiederholung des Anfangs in der Dominanttonart D-Dur, ferner in den Takten 23ff. und 27f. Das in der Mitte des Stückes (Takt 36) erstmalig zu Wort kommende Motiv 2) erscheint noch einmal über dem Schlußorgelpunkt des Pedals in der Subdominanttonart C-Dur.
Als spieltechnischen Glanzpunkt setzt Bach die Takte 16-20: zu vollgriffigen Manualakkorden wird eine virtuos-solistische Pedalpartie entrollt, um die bereits nicht unerheblichen spielerischen Möglichkeiten des jungen Musikers ins rechte Licht zu rücken. Typisch für solche bewegten Pedalstellen beim frühen Bach: das Manual wird durch nicht-polyphonen, akkordlichen Satz spieltechnisch leicht gehalten.
Interessant, wie in den Takten 26, 32 und 35 der dahinrauschende Fluß der Sechzehntelnoten, welcher den Charakter des übrigen Stückes bestimmt, durch ruhige, wie ein Atemschöpfen wirkende Akkordfolgen in Viertelwerten unterbrochen wird; formale Abrundung erfährt der Einfall dadurch, daß er im vorletzten Takt, noch nach dem Orgelpunkt, abschließend aufgegriffen wird.
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- Zuletzt aktualisiert: 17. September 2015
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