Entstehungszeit: Arnstadt (früh)
Dieses in Formtypus und Diktion in enger Anlehnung an Pachelbel geschriebene Stück könnte sicherlich zu den ganz früh entstandenen Orgelstücken Bachs zählen. Will man das noch völlige Fehlen norddeutscher Orgelstilmerkmale, sprich die Dominanz des heimatlich-mitteldeutschen Elements als Indiz für die Entstehungszeit in Anspruch nehmen, so müßte man diese Fantasie (zusammen mit der streckenweise sehr ähnlichen Fantasie h-moll/ BWV 563) unter Bachs Orgel-Erstlinge einreihen. Man kann in dem Stück aber auch eine Studienarbeit sehen, die sich bewußt darauf konzentriert, einer Pachelbel-Fantasie kopierend nachzueifern; dann ließe es sich auch etwas später ansetzen (Arnstädter Zeit). Dafür spräche, daß das Stück nicht nach einem allerersten Versuch aussieht, sondern ausgewogen und abgerundet wirkt. Für den Studiencharakter (welcher Entstehungszeit auch immer) sprächen die bemühte Sorgfalt des Satzes und das Fehlen aller individuellen Züge. Charakteristisch für den jungen Bach wäre höchstens die Neigung zu einer dem Sujet nicht ganz adäquaten Ausführlichkeit, wie wir sie auch aus frühen Cembalokompositionen Bachs kennen.
Die Fantasie ist als Manualstück konzipiert. Sie beginnt sogleich mit allen vier Stimmen zusammen und hält diese Vierstimmigkeit auch fast durchweg bei. Imitatorische Arbeit mit nacheinander einsetzenden Stimmen findet nicht statt. Nach ruhig-gesanglichem Beginn taucht ab Takt 7 der Rhythmus
auf, um von nun an bis zum Schluß des immerhin 42 Takte langen Stückes zu dominieren. Das hat natürlich einige Monotonie zur Folge. Trotzdem hört man dieser sicherlich noch nicht sehr bedeutenden, aber freundlich-bescheiden und klangschön in sich ruhenden Musik gern zu, denn sie vermeidet die Schwäche vieler Jugendwerke: Ansprüche zu erheben und zu wecken, die sich mit den bislang vorhandenen kompositorischen Mitteln noch nicht einlösen lassen.
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- Zuletzt aktualisiert: 22. März 2014
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