Entstehungszeit: Arnstadt
Das wegen seines charakteristischen Quartsprung-Hin-und-Hers zu Beginn des Präludiums scherzhaft als “Feuerwehr-C-Dur” apostrophierte Stück (der Spitzname hilft immerhin, die drei Präludien und Fugen in C-Dur BWV 531, 545 und 547 auseinanderzuhalten) gehört trotz einiger Unebenheiten zu den schönsten Orgelwerken des noch ganz jungen Bach. Glänzender Schwung und spannungsvoll vorwärtsdrängende Musizierlaune verleihen Präludium wie Fuge eindrucksvolle Wirkung. In seiner Erstfassung (es gibt ein Autograph, in dem die Takte 26-54 noch fehlen) ist das Stück als sehr früh entstandenes Werk erkennbar, das bis in die Lüneburger Zeit zurückreichen könnte. Tonsprache und Duktus, sind deutlich vom Einfluß Georg Böhms (1661-1733, St. Johannis/ Lüneburg) geprägt.
Das Präludium hält sich – anders als etwa BWV 568 – an das gängige norddeutsche Formvorbild. Auf das einleitende Pedalsolo folgen improvisatorische Manualpartien (Fanfarenwendungen, Akkordschläge, fließende Bewegung), welche noch zweimal von kürzeren Pedalsoli unterbrochen werden, um sich schließlich in einem pompösen Akkordstau zu verfangen. Dem folgt – sehr charakteristisch für viele Schlüsse des jüngeren Bach – die Zweiunddreißigstelbrillanz eines sogenannten “Tokkatenschlusses”. Das Thema der Fuge lautet
Die endgültige, um die Takte 26-54 erweiterte Fugenfassung ist Frucht einer Überarbeitung des Werkes in späterer Arnstädter Zeit. Das Stück zählt zum Typus der “Spielfuge”; damit ist im vorliegenden Rahmen eine Fuge gemeint, die ihr Thema nicht streng regelmäßig bearbeitet, auch keine in irgendeiner Weise aus dem Thema begründete Formentfaltung anstrebt, sondern einfach anhand des Themas “Musik macht”. So wird z.B. die Möglichkeit, das Thema in Engführung (= Kanon) zu bringen, nicht formgestalterisch als Höhepunkt, sondern nur “en passant” genutzt (Takt 45). Der ältere Teil der Fuge bietet das Thema im Pedal radikal vereinfacht; Bach nimmt hiermit ebenso auf seine damaligen spieltechnischen Grenzen Rücksicht wie dadurch, daß er im Manual in diesem Moment keine polyphone Stimmführung, sondern nur Akkorde setzt (vgl. andere Jugendwerke, z.B. die Fuge aus BWV 549!). Mit den Schulregeln der akademischen Fugenkomposition geht Bach schon hier begründet souverän um. Man sehe, wie die Beantwortungen der Themeneinsätze 1 und 3 am Anfang regelwidrig auf der Subdominante erfolgen. Damit wird die musikalisch gebotene tonale Beantwortung ermöglicht. Um die satz- und spieltechnischen Mühen in Grenzen zu halten, beschränkt sich die Fuge (wie die Mehrzahl der Tasteninstrument-Fugen des jungen Bach) im wesentlichen auf Dreistimmigkeit. Positiv zu Buche schlägt gegenüber den “jugendlichen Unvollkommenheiten” der Komposition der sichere Musizierinstinkt und eine streckenweise ausgeprägt individuelle Diktion.
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- Zuletzt aktualisiert: 28. September 2015
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