Entstehungszeit: ?
Die Echtheit des in der Handschrift des Bachsohnes Carl Philipp Emanuel überlieferten Pedalexercitiums, ein Fragment von 33 Takten, dem eine eventuell dazugehörige Skizze von Akkordfolgen zu Improvisationszwecken beigesellt ist, wurde vielfach in Frage gestellt. Doch ist das Stück inzwischen dem Kreis jener Kompositionen zugeordnet worden, bei denen Bachs Autorschaft, wie es heißt, ernsthaft in Betracht zu ziehen ist, und somit in NBA IV, 11 aufgenommen worden. Die teilweise ungewöhnlichen und originellen Führungen der latenten Harmonik und die kühnen Intervallsprünge und -fügungen lassen es durchaus zu, an Bach als Komponisten der Etüde zu denken.
Auf jeden Fall vermittelt das Stück einen interessanten Einblick in das seinerzeitige Studium anspruchsvollerer barocker Pedaltechnik.
Zuerst werden Treppenschritte und Schaukelfiguren mit repetierendem Orgelpunkt geübt (1-6):
Takt 1 (Tonika) und 3 (Subdominante) werden jeweils wiederholt (zum Üben von Echoregistrierungen oder Artikulationsvarianten?), 3 und 5 modulieren unter Beibehaltung der Figurenformel. 7-9 hören wir eine Abwärtssequenz (Schaukelfigur mit Orgelpunkt auf unbetontem Sechzehntel im rechten Fuß). Dann etwas Neues – echte latente Zweistimmigkeit mit Fortschreitungen für beide Füße (10):
11-16 stellt mit anderen Tonkombinationen dieselben spieltechnischen Aufgaben wie zuvor, darunter jetzt sehr große Intervallspannungen (Undezime!). Takt 17 verlangt Tonrepetitionen:
19-23 geht die Bewegung in Achtel über – Sprungtechnik wird geübt:
Das Artikulationszeichen steht da, um Absatz-Spitze-Bindung zu vermeiden: die Note soll abgesetzt werden, aber nicht so scharf wie bei einem Staccatopunkt – entgegen der noch immer landläufigen Meinung, der Keil sei das Artikulationszeichen für ein schärferes Absetzen als der Stakkatopunkt. Durch dies Mittel bleibt die metrische Proportion gewahrt.
24-31 bringt abwechslungsreiche Varianten zu den bereits verlangten Spielweisen. 31/32 verlangt die aufsteigende Achteltonleiter mit übermäßigen Intervallschritten den richtigen Umgang mit Obertasten. In Takt 33 bricht das Stück auf dem tiefen D dominantisch ab.
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- Zuletzt aktualisiert: 22. März 2014
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